Sonntag, 15. Juli 2012

der geschmeidige jäger

Als er den Arm um ihre Hüften legte, die ihr selbst in ihrer neuen Weichheit immer noch ungewohnt waren, konnte sie fühlen, wie sehr im das gefiel. Wie er seine Hand gerne abwärts bewegt hätte, um die Rundung geschoben, zur Mitte hin. Dieser kurze Moment einer direkten Nähe, der nach außen hin nur beiläufig wirken durfte, veränderte augenblicklich die Ebene ihrer Begegnung. Im Gegenzug bedankte sie sich dafür, indem sie später ihr Knie auf seinen Oberschenkel legte, den glühenden, schmerzenden Fuß auf die Verstrebung des Tisches gelegt - unter dem langen Tischtuch fiel nicht auf, dass da mehr war als dem von einem bösen Stich gepeinigten Fuß eine Stütze zu bieten, dass es ein Zwiegespräche wurde. „Ich habe dich verstanden“, hieß es, „dass du zu mir willst“; die flirrende Luft eines schwülen Sommerabends mit dampfenden Wäldern am Fluss verlieh ihr ein Strahlen, seine Aufmerksamkeit schmeichelte ihr. „Gehen wir spazieren“ flüsterte er ihr zu, doch es waren zu viele Augen rundum. Später, als eine Flasche nach der anderen geöffnet wurde aus dem Privatkeller, die Jahrgänge älter wurden und die Weine in ihrer Komplexität wuchsen, als das elektrisierende Wetterleuchten in schweren Regen überging und die kleine Runde der Hartnäckigen unter dem Schirm zusammenrückte, lag statt des herausfordernden Wartens ein leises Lächeln zwischen ihnen, ein ungewisses Vielleicht. Sie liebte den Frieden dieser späten Stunde, war gewärmt vom Bordeaux mit großem Namen und von seinen Blicken und fand, dass es gut so war.

Am nächsten Tag begann das Spiel mit den Worten. Jeden Tag, die kleinen Nachrichten waren in der Früh das erste und nachts das letzte, kurze Sätze, wohlformuliert, Lachen und Locken, manchmal in solcher Geschwindigkeit, dass sich die Gedanken überschnitten, wusste er, dass sie mit Worten zu fangen war? „Ich will zu dir“ war nun zu lesen und nicht nur zu spüren, und mit jedem Tag mehr wuchs das Gefühl, dass da ein Zweiter wäre hinter der sichtbaren Figur, es schwang etwas Vertrautes mit in den knappen Zeilen. Als wären Eloquenz und sicherer Auftritt dieses in der Relation jungen Mannes eine perfekt gestaltete Oberfläche für ein anderes Sein, dem keine bestimmt Zeit und kein bestimmter Körper mehr beschieden ist. Ihr da und dort eingeworfenes JA kam aus derselben Selbstverständlichkeit, mit der sie ihm Tage später die Tür öffnete. Dass er sie sofort in den Arm nahm und küsste - auf die Zehenspitzen musste sie sich stellen, sie hatte vergessen, wie groß gewachsen er war -, war ihr angenehm; wozu nur hatte sie sich Szenarien ausgedacht, wie sie ihn hätte empfangen können? Sie liebte ihn für diese Direktheit, die alle Scheu nahm und sofort wieder jene vertraute Selbstverständlichkeit schuf, die schon Tage zuvor mitgeschwungen hatte. Natürlich war da auch die routinierte Bewegung des geschmeidigen Jägers, der sich seiner Beute sicher ist, mit Vergnügen tauchte sie ein in dieses Spiel des Begehrens. Als sie aber nackt und auf-, unter-, ineinander waren, nicht atemlos, verschlingend, vielmehr die Bewegungen der Leiber mit kleinen hastigen Sätzen unterlegt, auch mit den Augen ineinander fallend, und sie sich bereitwillig in die Direktiven seiner Hände begab, ihn aufnahm, wo immer er sie nehmen wollte, da bewegte er nicht nur ihren Körper in ein Schweben, sondern katapultierte sie in eine Dimension, wo Stückwerk von Geschichten sich mit der Intensität des Augenblicks zu verwirren begann, ein Geflecht aus Bildern, nicht zuordenbar, waren es Traumfetzen oder Erinnerungen? Als bewegte sie sich zwischen den Zeiten, während er sie fickte, keines der Bilder ließ sich halten und trieb sie doch tiefer in ein vertikales Dasein, angestachelt von flammender Lust. Als kröche er in ihren innersten Quell, als kämen mit ihm all jene Lieben, die viel zu intensiv und viel zu kurz in ihrem Leben gewesen waren, in diesem Augenblick zu ihr zurück. Gleichzeitig aber war sie ganz in der Gegenwart, registrierte seine kleinen Komplimente, lachte darüber, Don Juan di Marco fiel ihr ein, als Johnny Depp zum perfekten Verführer wird, weil er die kleinen Makel zum Wertvollen erklärt und damit jeder Frau das Gefühl der Besonderheit gibt. Sie selbst wäre gerne ein solcher Verführer, manchmal, wenn sie auf besondere Frauen trifft, und so genoss sie die Aufmerksamkeit doppelt, als Beobachtende und als damit Bedachte. Er ließ ihr keine Gelegenheit, etwas umzudrehen am Spiel, blieb schnell und gewandt in der Rolle des Nehmenden, für mehr als Erwidern blieb ihr kein Raum. Außer jenem ihrer schwebenden, tranceartigen Empfindung, der sich immer weiter ausdehnte; diese Zeitgleichheit, Parallelität machte sie ganz irre, die Versuche, dies in Worte zu fassen, vermischten sich mit seinen gehauchten Sätzen, während er ihren Körper nicht einen Augenblick lang ausließ.

So direkt, wie er gekommen war, verließ er sie wieder, keine Sätze mehr, nur Lächeln.

Eine erneute Begegnung, nur zwei Tage später, schien ihr auf einmal ein unziemliches Zuviel zu sein, und doch nahm sie, nicht ohne Genugtuung, das leise Ziehen im Zwerchfell wahr, als er absagen wollte. „Eine halbe Stunde“, sagte er, als er doch wieder in der Türe stand; dass es nicht bei dem kurzen, beruflichen Gespräch bleiben würde, mit dem sie ihm gelockt hatte, war schon seinem von Lächeln umspielten Mund abzulesen. Ihre Fragen waren schon von schwerem Atem durchzogen, nur seine Antworten tänzelten noch leicht, während sich seine Hand tief in ihren Unterleib grub. Dann waren sie wieder nackt und beieinander, und jetzt war die Vertrautheit auch bei ihm angekommen. „Ich weiß nichts von dir“, sagte er, „und doch kenne ich dich“, und beide wussten sie, dass damit eine unausgesprochene Grenze überschritten war, sie konnten es im Innehalten fühlen, als sie in der Mitte ihres Bauches miteinander sprachen. Ein paar Bewegungen später hatten sie sich wieder losgerissen aus dieser Innigkeit, atmeten tief aus. Doch als er wieder ging, war etwas anders. Pass auf dich auf, mein schöner Jäger, lächelte sie.

Sonntag, 24. Juni 2012

proud mama

sohn: reif.
tochter 2: ägypten für ein jahr. sieht glücklich aus, das kind, auf den wenigen fotos, die ihre kollegen aus aller welt auf fb posten.
tochter 1: seit 1 woche im team von knallgrau. ja genau ;)

selbst: von sommerflirren umgeben, arbeitsversunken, heiter und von fernen schwedenküssen träumend. eine schnapszahl abgefeiert, kein so schönes zahlenspiel wie letztes jahr, produkt zweier primzahlen, mehr fiel mir nicht ein.

Samstag, 31. März 2012

pp

„Partisan und Parmesan
Wo sind sie geblieben?
Partisan und Parmesan
Alles wird zerrieben.“

Matthias Beltz

Donnerstag, 1. März 2012

Heiligenf* und Gaisf*

kein octavian. stattdessen einer auf augenhöhe, den mir der nordwind in die weinberge wehte. englisch als brücke, tage voller minerality, acidity and saltiness. er sieht die, die mir verlorengegangen schien.

Montag, 6. Februar 2012

zeitreise

beruflicher termin, präsentation von besonderen gemüsen. ein paar tage später kontaktiere ich den zuständigen mann - ein überaus angenehmer, ruhiger mensch - bezüglich eines interviewtermins. zwecks lokalaugenschein müsste ich nach niederösterreich kommen, heißt es. ich suche den platz auf google maps: ungläubiges staunen! ganze 3 kilometer nur vom bauernhof meiner kindheit entfernt.

doch das ist nicht alles, im mailgespräch kommt noch viel mehr, das mich weiter im staunen belässt: auch dieser mann kannte den 5-gehöfte-weiler, war da als kind bei einem freund zu gast gewesen. und nicht nur das: seine eltern und mein vater waren über einen chor verbunden, eine gewisse zeit lang. vielleicht sind wir uns ja schon schon als kinder begegnet. auf jeden fall kannten wir dieselben menschen, sahen dieselbe landschaft, zu ungefähr gleicher zeit.

ich bin ganz aufgeregt. das war ich schon lange nicht mehr.

Samstag, 21. Januar 2012

Lollies im Schlössel

Glucose, Fondant, Curry, Salz und Chili. Molekulare Fingerübung für die 13 um den großen Tisch. Vertrautes spüren und neue Blicke, überschäumender Sprudel und heiterer Rauch Groove. Bonustrack für die Marschalling: VIII Kraft.
Weiberjahr.

lollies

Dank an die Beste.

Montag, 9. Januar 2012

Minutenmärchen

Der steinerne Fürst saß hoch droben in seinem Turm aus selbsterbauter Rechtschaffenheit und war voller Sehnsucht. Doch die Prinzessin, die er sich auserkor, auf dass sie diese ihm erfülle, vermochte das Mäntelchen seiner Sehnsucht, das er ihr umgehängt hatte mit schweigendem Blick, nicht zu tragen. Aus Seide gewoben sei es, so dacht‘ er; das Mädchen jedoch trug schwer am Gewebe, auf ihren Schultern fühlte sich‘s an wie Blei.
Weil die Treppe in die Höhen des Turmes aus lauter vertrackten Ecken und Winkeln eines bruchstückhaften Denkens bestand, die zu erklimmen ihr auch nach so viel traulicher Zeit in Wiesen und Wäldern nicht möglich wurde, sah sie keine andere Wahl: sie legte den schweren Mantel einer fremd gebliebenen Sehnsucht vor des Fürsten Turm nieder. Ob er jemals hinabsteigen würde, das Gewicht zu prüfen und das Wesen seiner Sehnsucht zu begreifen, vermochte niemand zu sagen.
Von der Prinzessin aber hörte man, dass sie behenden Schrittes ins Weite geeilt war und trachtete, nicht im flatternden Schal ihrer eigenen Sehnsucht sich die Füße zu verheddern.

Freitag, 30. Dezember 2011

drifting ...

... slowly into the "old crazy woman"-stage of my life

carlin

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Jäger. Die Jägerin.
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Ich lächle, Weingartenrose...
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wow
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der geschmeidige jäger
Als er den Arm um ihre Hüften legte, die ihr selbst...
marschallin - Jul 15, 10:22
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Das hat Mama einfach gut gemacht, cara
katiza - Jun 27, 14:40
proud mama
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marschallin - Jun 24, 10:57
Jo schad, wenn ich das...
Jo schad, wenn ich das mal so unpoetisch sagen darf.
rinpotsche - Mär 31, 19:59
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„Partisan und Parmesan Wo sind sie geblieben? Partisan...
marschallin - Mär 31, 13:26

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